DGAO-Kongress feiert 25 Jahre Aligner-Behandlung

Was hat sich getan in 25 Jahren Aligner-Behandlung? Dieser Frage gingen anlässlich des 8. Wissenschaftlichen Kongresses für Aligner Orthodontie am 22. und 23. November 2024 über 30 international bekannte Referentinnen und Referenten nach – und rund 650 Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden, live in Köln oder online in der heimischen Praxis. Es sollte eine Standortbestimmung werden unter dem Tagungsmotto „25 Jahre Aligner-Behandlung – was gibt es an Neuigkeiten?“ und Ausblick geben, was noch möglich werden wird. Dieser Spagat – es sei vorweg genommen – ist geglückt, der thematische Bogen war breit, die Resonanz überwältigend. Also – Was gibt es an Neuigkeiten?

Zunächst, das machte der DGAO-Präsident Prof. Dr. mult. Ralf J. Radlanski in seiner Eröffnung deutlich, gilt es, mit dem Vorurteil aufzuräumen, Aligner-Behandlungen seien lediglich zur „Behandlung leichter Fehlstellungen, leichter Engstände“ geeignet. Diese Behauptung sei auch heute noch mancherorts zu hören – und sei doch schlicht falsch. Erfahrene Behandler mit dem richtigen Know-How („fundiertes Wissen in der Biomechanik“) und modernen Materialien könnten heute nahezu jede Fehlstellung mit Alignern erfolgreich behandeln. „Meine Prognose ist, dass die Behandlung mit Alignern früher oder später zum Standard der modernen KFO-Praxis wird. Und dass die Gemeinschaft der Aligner-Behandlung – und damit auch unsere wissenschaftliche Gesellschaft – stark wächst.“

Die Rolle des Kiefergelenks in der Aligner Behandlung

Dieses Know-How zu vermitteln, stand auf der Agenda der beiden Kongresstage sowie des – ebenfalls hybrid durchgeführten – Vorkongresses. Dieser startete – als „echter“ Vor-Kongress – bereits am Donnerstag und damit während des Aufbaus im Kölner Gürzenich, wenn auch in einem anderen Bereich. Eine logistische Herausforderung, die allerdings ganz hervorragend gelang. Thematisch drehte sich hier alles um das Kiefergelenk – die Aligner Orthondontie unter dem speziellen Aspekt der Funktion. Dr. Boris Sonnenberg (Stuttgart), Dr. Marc Geserick (Ulm), Dr. Theresa Jilek (Wolfratshausen) sowie Prof.ssa Simona Tecco (Mailand) gaben in ihren Vorträge Einblick in die multidisziplinäre Behandlung – von der Diagnostik über die Behandlung bis hin zur Retention.

RA Michael Zach gab Tipps und Hinweise zur rechtlichen Betrachtung der Funktion in der Kieferorthopädie. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Praxis – Dr. Werner Schupp (Köln) und Dr. Sacchin Chhatwani (Lüdenscheid) brachten eine moderne KFO-Praxis auf die Bühne. Im Schnelldurchlauf zeigten sie – gemeinsam mit einer Probandin – den Ablauf einer funktionsorientierten Diagnostik, vom Betreten der Praxis bis zum Anpassen des Aligners. Es war faszinierend, mit welcher Leichtigkeit die beiden Tools zur Implementierung des Kiefergelenks in die virtuelle Behandlungsplanung hantierten. Ihr Vortrag war überschrieben mit „Next Level Aligner Orthodontie“ – und das absolut zu Recht.

Biomechanik und neue Materialien

Über die beiden Hauptkongresstage diskutierten 33 international renommierte Referentinnen und Referenten, was sich gerade tut im Bereich der Aligner-Behandlung, sie alle hier zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich war es – gemeinsam mit dem Vorstand der DGAO – gelungen, das Who is Who der Alignerexperten aus der ganzen Welt nach Köln zu locken. Neues aus Wissenschaft und Forschung, innovative Behandlungsprotokolle, revolutionäre Materialen.

Sind die Systeme vergleichbar? Wie biokompatibel sind die Kunststoffe, die derzeit auf dem Markt sind und als In-Office-Aligner den digitalen Workflow in der Praxis komplettieren, und wie ist die Studienlage? Was kann, was wird die KI in den Praxen künftig verändern? Was sind die Möglichkeiten, wo die Grenzen von Digitalisierung und KI? All diese und viele weitere Fragen beantworteten die Vorträge des DGAO-Kongresses 2024.

Wissenschaft & Praxis

Gerade die enge Verzahnung wissenschaftlicher Forschung mit Fragestellungen der modernen Praxis machte den DGAO-Kongress so besonders. In mehreren Vorträgen wurden Studien zur Mundbezogenen Lebensqualität, zur Biomechanik der Aligner-Systeme oder zu Möglichkeiten vertikaler Zahnbewegungen durch Attachments vorgestellt.

Vor allem aber wurden Fälle diskutiert: multidisziplinäre Fälle, komplexe Behandlungen, kombiniert kieferorthopädisch-chirurgische Fälle, Behandlungsprotokolle zur CMD. Erfolgreiche Behandlungen wie auch Fehler in der Planung, von denen das Plenum profitieren konnte. Der Wissenstransfer war enorm, von evidenzbasiertem Grundlagenwissen bis hin zu innovativen Therapieformen.

Digitalisierung & KI

Auch die Digitalisierung nahm – naturgemäß – breiten Raum im Tagungsprogramm ein: Welche Vor- aber auch Nachteile bringt der Digitale Workflow? Wie viel effizienter können volldigitalisierte Praxen agieren? Und welche Auswirkungen hat dies auf die Praxis der Zukunft? Das Thema des Fachkräftemangels spielte hier ebenso eine Rolle wie eine Verschiebung zahnärztlicher Tätigkeit hin zu mehr Screentime.

Das Fazit: „Die Digitalisierung in der Kieferorthopädie hat natürlich auch Nachteile – aber auch und vor allem ganz enorme Vorteile. Für unsere Patienten und für unsere Praxen.“ Was im Bereich der Digitalisierung bzw. der KI noch kommen kann, skizzierte der Vortrag „The Next Step“, den Dr. Edward H. Angle (bzw. sein Avatar) eröffnete und ein KI-Hund, geführt von Dr. Boris Sonnenberg, schloss.

Industrieausstellung auf hohem Niveau

Innovativ war es nicht nur im Vortragssaal des Gürzenich, sondern auch draußen in den Ausstellungsräumen. Vertreter der Dentalindustrie, namhafte Unternehmen aus Deutschland, Europa und der Welt zeigten, welche Geräte und Materialien schon heute den Praxisalltag erleichtern können, welche Produkte noch zu erwarten sind und wodurch die Abläufe in den kieferorthopädischen Praxen künftig noch effizienter gestaltet werden.

Das Interesse war riesig, die Stimmung gelöst – das traf auch auf das Rahmenprogramm zu. Sowohl das Get-together, zu dem die DGAO gemeinsam mit dem Platin-Partner Angel AlignerTM einlud, wie auch die DGAO-Night im Wartesaal Köln boten reichlich Gelegenheit zum kollegialen Austausch, zur Pflege internationaler Kontakte oder einfach zum entspannten Plausch an der Bar. Am Ende waren Teilnehmer, Referenten und Aussteller hochzufrieden.

„Ein rundum gelungener Kongress.“ Und so ist der Hinweis Professor Radlanskis, sich bereits jetzt dringend das Wochenende vom 13. und 14. November 2026 dick im Kalender zu markieren, durchaus ernst gemeint: Dann trifft sich die Deutsche Aligner-Kieferorthopädie erneut im Kölner Gürzenich, dann zum 9. Wissenschaftlichen Kongress der DGAO.

Die komplette Pressemitteilung:

pr_dgao-kongress-2024-DE.pdf (deutsch) (526 kb)
 pr_dgao-kongress-2024-EN.pdf (english) (522 kb)