3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Aligner Orthodontie (DGAO) in Köln am 21. und 22. November 2014
Seit dem 1. Wissenschaftlichen Kongress für Aligner Orthodontie der DGAO im Jahre 2010 hat sich viel getan auf dem Gebiet der Aligner Orthodontie. Nicht nur die Zahl der Anbieter ist gewachsen, auch die Behandlungsmöglichkeiten haben sich erweitert. Über 570 internationale Teilnehmer aus 15 Ländern sahen dies genauso und kamen zum nun mehr 3. Wissenschaftlichen Kongress der DGAO nach Köln um sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren.
Schon traditionsgemäß, stellte der Gürzenich, als Veranstaltungsort, den geeigneten, stilvollen Rahmen für die größte, herstellerunabhängige, kieferorthopädische Fachveranstaltung in Europa, die sich zwei Tage lang ausschließlich mit der Aligner-Therapie befasste. Dabei sorgten 33 international anerkannte Referenten und insgesamt 22 Aussteller der Industrie in einem umfassenden Programm dafür, den aktuellen Stand der Aligner Orthodontie sowohl den klinischen Praktikern als auch den wissenschaftlich engagierten Kollegen aufzuzeigen. Erstmals wurden auch die Praxismitarbeiter, in einem eigenen Kongress für zahnmedizinische Fachangestellte, in die Zukunft der Aligner Orthodontie mit eingebunden.
Den Auftakt zum Vorkongress machte in diesem Jahr die Abrechnungsspezialistin Ursula Duncker mit dem Thema Aligner-Abrechnung von A bis Z. Von der Grundsatzentscheidung ob die Herstellung der Aligner im Eigen- oder Fremdlabor erfolgen sollte bis hin zum Umgang mit den Erstattungsstellen, erläuterte Sie alle wichtigen Punkte die es bei der Abrechnung zu beachten gibt. Es folgte die Darstellung der modernen Steuerung von kieferorthopädischen Praxen durch den Steuerberater Prof. Dr. Johannes Georg Bischoff.
Nach einem geselligem Come-Together des Hauptsponsors Align Technology eröffnete der Präsidenten der DGAO, Prof. em. Dr. Rainer-Reginald Miethke, den ersten Tag des wissenschaftliche Programms, welcher diesmal ganz im Zeichen der digitalen Zukunft stand und begrüßte als Festredner Prof. Dr. Erwin Keeve von der Charité Berlin. Sein Vortrag zur Zukunft roboter-assistierter Chirurgie zeigte auf wie sich die intraoperative 3D-Röntgenbildgebung in den kommenden Jahren zu entwickeln vermag. Der aus Los Altos angereiste Herr Srini Kaza von der Firma Align Technology, berichtete im Anschluss über den digitalen Workflow von Invisalign® und wie dieser in Zukunft die Behandlung noch effektiver gestalten kann. Ebenfalls um den digitalen Workflow ging es bei dem eloquenten Vortrag von Dr. Thomas Drechsler „Vom Scan über DVT zum interaktiven CC“, in dem er die neue geplante ClinCheck-Pro®-Generation hinsichtlich Kommunikation und Planungsumsetzung als einen Quantensprung in der Aligner Therapie bezeichnet. Dr. Müller-Hartwich zeigte interessante Möglichkeiten, aber auch Grenzen beim Einsatz des vollständig digitalen Systems SureSmile® für die kombinierte Aligner- und Multibracketbehandlung.
Digital weiter ging es mit der Vorstellung des I-Tero® Scanner durch Dr. Garino aus Turin und in einem Rundgang durch seine neueröffnete Praxis in Stuttgart zeigte Dr. Boris Sonnenberg die Umsetzung seiner Vision einer digitalen Praxis mit Ausblick in die Zukunft. Den Abschluss des ersten Kongresstages machte Dr. Pascale Schuhmacher mit seiner Studie zur Positionierungsgenauigkeit von CAD/CAM gefertigten Lingualretainern aus Nitinol®.
Den zweiten Kongresstag eröffnete Prof. Miethke mit einer umfassenden Studie über die Wirksamkeit von Behandlungen mit dem Invisalign®-System nach dem PAR-Index. Bei der Beurteilung von 42 nicht ausgelesenen Invisalign®-Patienten konnte er eine hochsignifikante Reduktion des PAR-Anfangswertes von durchschnittlich 66% feststellen. Im Anschluss stellte Frau Dr. Julia Haubrich klinische Beispiele aus dieser Auswertung vor.
Dr. Wajeeh Khan zeigte anhand von klinischen Beispielen neue Möglichkeiten der Aligner Therapie mit dem Orthocaps®-System auf. Um Kl. III-Behandlungen mit Alignern ging es bei dem Vortrag von Dr. Knut Thedens um die Möglichkeiten und Grenzen im alltäglichen Umgang mit CA® Clear Aligner. Dr. Tommaso Castroflorio aus Turin stellte eine interessante Studie zu Kl. II-Korrekturen mit Invisalign® bei abgeschlossenem Wachstum und deren dento-skeletalen Auswirkungen vor.
Weitere Untersuchungen präsentierte die Spanierin Dr. Beatrize Solano Mendoza über die Beurteilung der Wirksamkeit von Expansionen mit Invisalign® und die Kölner Oberärztin der Poliklinik für Kieferorthopädie, Dr. Isabelle Schaefer, berichtete über die Evaluierung von Patient-Reported Outcomes bei Invisalign®-Patienten im 5-Jahres-Verlauf.
Für den Erfolg einer Praxis ist nicht ausschließlich die fachliche Kompetenz entscheidend postulierte Dr. Bärbel Reistenhofer aus Wien. In ihrem Vortrag „Skierennen werden im Sommer entschieden“ machte sie deutlich, dass Faktoren wie serviceorientiertes Verhalten und professionelle Betreuung auf dem neuesten Stand ebenso dazugehören. Dr. Hisham Hammad gab einen Überblick über die verschiedenen Aligner-Systeme im Praxisalltag. Einen sehr anschaulichen Beitrag über die erweiterten Behandlungsmöglichkeiten von Alignern durch Mini-Implantat getragene Apparaturen präsentierte Prof. Dr. Benedikt Wilmes aus der Universität Düsseldorf.
Dr. Kenji Ojima aus Tokio lieferte eindrucksvolle Prämolaren-Extraktionsfälle, welche mit Invisalign® behandelt wurden. In dem Vortrag von Prof. TeaWeon Kim aus Seoul (Korea) wurden dem Auditorium anhand von zahlreichen, klinischen Fällen das breite Indikationsspektrum der eCligner®-Behandlung vorgestellt. Wie der Anspruch nach Ästhetik auf Seiten der Patienten in komplexen Fällen in einer interdisziplinären Behandlung mit Invisalign® gemanagt werden kann, zeigten Dr. Andrea Bazzuchi und Dr. Antonello Pavone aus Rom. Der Frage ob „Friction Pads“ eine Alternative zu Attachments in der Aligner Orthodontie darstellen, ging Dr. Benjamin Kamuf in seiner Arbeit nach. Mit seinem Referat über die Approximale Schmelzreduktion (ASR), gab Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann Hinweise zur praktischen Umsetzung der Herstellervorgaben und beleuchtete deren Genauigkeit.
Eine weitere Studie von Dr. Andrea Hellak beschäftigte sich mit dem Einfluss der Behandlung des tertiären Engstandes mittels Invisalign® und ASR auf den interradikulären Knochen. Die frisch promovierte Dr. Mareike Simon beschäftigte sich mit der Frage über die Möglichkeiten der Aligner Therapie und deren Grenzen. Ein weiteres Clear Aligner System stellte Dr. Sherif Kandil mit seinem neuen Produkt K-Line vor, bei dem die Aligner in einem neuen Verfahren direkt geprintet werden. Den Abschluss des umfangreichen wissenschaftlichen Programms bildete der erfrischende Vortrag des Lokalmatadoren Dr. Jörg Schwarze über die Korrektur des Tiefbisses mit Invisalign®.
Parallel zum wissenschaftlichen Kongress konnten sich knapp 50 zahnmedizinische Fachangestellte auf dem 1. ZFA-Kongress der DGAO weiterbilden. Über zwei Tage erhielten sie von Kay F. Weltersbach praxisnahe Tipps zum perfektem Patientenempfang, Patientenbindung und Trouble-Shooting. Ergänzt wurde der ZFA-Kongress mit Vorträgen von Zahnarzt Dr. Stephan Höfer über die erfolgreiche Integration von verschiedenen Bleaching-Methoden in den Praxisalltag und Prof. em. Dr. Miethke über die Grundlagen einer vorbildlichen Patienten-Fotografie.
Kein Kongress ohne Abendprogramm! So konnten am Freitagabend die Teilnehmer im neu eröffneten, legendären Wartesaal am Dom, in stimmungsvoller Atmosphäre dinieren und anschließend bis spät in die Nacht das Tanzbein schwingen.
Teilnehmer, Aussteller und Veranstalter waren sich einig: Es war ein durch und durch gelungener Kongress. Und freuen sich schon jetzt auf den nächsten Aligner-Kongress der DGAO 2016.