Miniplast-Schienen werden umgangssprachlich meist als Zahn- oder Aufbissschienen bezeichnet.
Sie werden mittels Druck- oder Vakuumformverfahren auf Kiefermodellen hergestellt und weisen in der Regel keine adjustierten okklusalen Flächen auf. Die Materialrohlinge bestehen aus transparentem thermoplastischem Polyurethan (TPU), das während der Herstellung erhitzt und anschließend geformt wird.
Miniplast-Schienen unterscheiden sich in Materialart, -dicke, –stärke sowie -transparenz und bestehen teilweise aus mehreren Schichten (Multilayer-Technik). Da die verwendeten
TPU-Folien dünn sind (ca. 0,5 mm bis 2,0 mm), passen sie sich bei ihrer Formung den Zahn-Kieferstrukturen optimal an, so dass sie sehr gut auf den Zahnbögen verankert sind. Bedingt durch ihre Elastizität sind sie ferner in der Lage, Kräfte auf Zähne auszuüben, wenn Unterschiede zwischen Zahnstellung und Schienenkonfiguration bestehen.
Thermoplastisch geformte Miniplast-Schienen können als einfache Ausbissbehelfe im Rahmen einer Kiefergelenkstherapie Verwendung finden (sog. Entlastungsschienen). Ebenso dienen sie als Attritionsschutz bei Bruxismus (sog. Knirscherschienen). Weiterhin sind sie als Bleaching- /Medikamententrägerschienen, als (passive) Retentionsschienen oder als aktive kieferorthopädische Behandlungsgeräte für sequentielle Zahnbewegungen (Schienenpositioner) einsetzbar.
Um Miniplastschienen als aktive kieferorthopädische Behandlungsmittel zu nutzen, muss die Stellung der Zähne schrittweise entweder manuell auf einem Setup-Modell oder virtuell verändert werden. Das erfordert schließlich das Herstellen einer Serie von Modellen, auf denen die einzelnen Schienen angefertigt werden. Das virtuelle Verfahren verläuft automatisiert in CAD/CAM-Technologie nach den Vorgaben des Behandlers mittels spezieller Software (z.B. dem ClinCheck® des Herstellers Align Technology, Markenname Invisalign®) und einer prozessgesteuerten Produktion.
Aus dem Amerikanischen kommend hat sich für diese Art von Miniplast-Schienen im deutschen sowie im gesamten europäischen Raum der Begriff „Aligner“ etabliert; daneben existieren Namen wie Tray, Splint und (Schienen-)Positioner. Darüber hinaus werden noch Varianten geschützter Markennamen wie zum Beispiel Harmonie-, eCligner-, Invisalign-, Orthocaps-Schienen, Nivellipso, Clear Aligner zum Benennen dieser Geräte verwendet.
Gemeinsames Merkmal derartiger Schienen ist ihre geringe Materialstärke (und Ausdehnung), was den Begriff „Mini“ rechtfertigt. Im Gegensatz dazu weisen klassischen Aufbissschienen Materialstärken von mehreren Millimetern auf. Die Silbe „plast“ kennzeichnet das elastische Kunststoffmaterial, das eine Grundvoraussetzung ist, um mit diesen Schienen Zähn zu bewegen.
Demnach ist der Begriff „Aligner“ als Anglizismus der Bezeichnung „Miniplast-Schiene“ anzusehen und der Begrifflichkeit nach (in Bezug auf Material und möglichen Verwendungszweck) gleichzusetzen.
So weist beispielsweise auch der Marktführer Align Technology mit seinem Produkt Invisalign® in seinem „Safety Data Sheet“ darauf hin, dass es sich bei dem verwendeten Material um ein „thermoplastic polyurethane/copolyester “ handelt, also um dieselbe Materialfamilie, aus der zahlreiche andere Miniplastschienen hergestellt werden.
Zusammenfassend lässt sich daher aus fachlich-wissenschaftlicher Sicht feststellen, dass eine in Material– und Laborkostenlisten aufgeführte „Miniplast-Schiene“ begrifflich sowohl vom Material, dem Aussehen als auch der spezifischen Anwendung her der angelsächsischen Bezeichnung „Aligner“ entspricht.